Wie hochsensible Mitarbeiter:innen Teams bereichern

Hochsensibilität am Arbeitsplatz ist keine Seltenheit: Zwischen 15 und 20 % aller Menschen gelten als hochsensibel. Jedes Team kann von Hochsensiblen profitieren – vorausgesetzt die Rahmenbedingungen stimmen. Wir zeigen, worauf es ankommt.

Wie hochsensible Mitarbeiter:innen Teams bereichern

Im passenden Arbeitsumfeld das volle Potential ausschöpfen 

In Menschenmengen fühlen sie sich unwohl. Konflikte nehmen sie als besonders belastend wahr. Die Geräuschkulisse im Großraumbüro strengt sie an. Die Rede ist von hochsensiblen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hochsensibilität am Arbeitsplatz ist keine Seltenheit: Zwischen 15 und 20 % aller Menschen gelten als hochsensibel. Einen Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt es hierbei nicht. Doch was bedeutet es, hochsensibel zu sein? Welche Vor- und Nachteile gehen mit Hochsensibilität einher? Und wie muss ein Arbeitsumfeld gestaltet sein, um das Maximale aus Hochsensiblen herauszuholen? Wir geben einen Überblick. 

Hochsensibilität: Was ist das überhaupt? 

Hochsensibilität wird häufig als Schwäche oder gar als Krankheitsbild abgestempelt. Weder das eine noch das andere trifft zu. Ersten Forschungen auf diesem Gebiet zufolge ist Hochsensibilität eine genetisch bedingte Form von Intelligenz, also eine spezifische Ausprägung von Hochbegabung. Das Gehirn Hochsensibler weist eine höhere Aktivität in den Regionen auf, die für die Sinnesverarbeitung bedeutsam sind. Ein hochsensibles Gehirn stuft also viel mehr Reize als wichtig ein, nimmt Eindrücke ungefiltert wahr, im Vergleich zu den Gehirnen nicht hochsensibler Menschen. Das kann einerseits zwar mit einer Reizüberflutung einhergehen, bringt jedoch auch enorme Vorteile mit. 

Vorteile von Hochsensibilität 

Viele Hochsensible arbeiten im kreativen oder sozialen Bereich. Dort können sie ihre Stärken am besten einbringen. Rund jede:r Fünfte ist hochsensibel. Das heißt also, dass wir Hochsensible in allen Branchen und auch in sämtlichen Positionen finden. 

Die vermeintliche Schwäche Hochsensibilität stellt sich im Arbeits- wie auch im Privatleben oftmals als Stärke heraus. Mit ihr gehen sehr viele Vorteile einher, von der wir hier nur einige aufzählen: 

  • Hochsensible sind häufig hochintelligent
  • Die soziale Kompetenz Hochsensibler ist stark ausgeprägt. 
  • Dadurch tragen sie positiv zum Arbeitsklima bei und spüren aufkeimende Konflikte bereits, ehe sie eskalieren. Deshalb eignen sich Hochsensible gut als Mediatoren/Mediatorinnen
  • Dank ihrer umfassenden Wahrnehmung haben sie ein gutes Gespür für die Optimierung von Arbeitsabläufen und erkennen Fehler oft schneller als andere. 
  • Die schnelle Aufnahme von Informationen ermöglicht es Hochsensiblen, sehr schnell und effizient zu arbeiten. 
  • Durch ihre komplexe Denkweise sind Hochsensible häufig kreativ und innovativ
  • Hochsensible sind häufig sehr kritisch (auch sich selbst gegenüber) und arbeiten deshalb sehr engagiert und gewissenhaft
  • Durch viele Eindrücke und intensive Wahrnehmungen blicken Hochsensible über den eigenen Tellerrand hinaus und tun sich leicht damit, größere Zusammenhänge zu erfassen.  
  • Hochsensible gelten als verlässlich und teamfähig

Nachteile von Hochsensibilität 

Hochsensibilität hat jedoch auch ihre Schattenseite. Hochsensible Menschen nehmen alles intensiver wahr – Licht, Gerüche, Geräusche, Geschmack, Gefühle etc. Das Gehirn Hochsensibler ist permanent auf “volle Aufnahmefähigkeit” ausgerichtet. Alles, was um sie herum passiert, wird ungefiltert aufgenommen und intensiv verarbeitet. 

Eine hochsensible Person sitzt nicht einfach nur im Büro und arbeitet. Sie scannt unbewusst permanent das komplette Arbeitsumfeld. Der Luftzug der Klimaanlage, der Drucker, der vor sich hinrattert, die Kollegen, die sich gerade austauschen, die angespannte Stimmung des Chefs, der unausgesprochene Konflikt zwischen zwei Kolleginnen, der Geruch des Käsebrots vom Kollegen am Nachbartisch, die zufallende Bürotür zwei Zimmer weiter: Nichts davon kann ausgeblendet und als “unwichtig” herausgefiltert werden. Sämtliche Informationen prasseln mit voller Wucht auf das Gehirn ein.  

Wer sich der eigenen Hochsensibilität bewusst ist, hat meist die passenden Tools parat, um mit solchen Situationen umzugehen. Doch nicht jede:r weiß, dass er oder sie hochsensibel ist. So können all die Reize aus der Außenwelt schnell zu einer Überflutung führen, so dass die aufgenommenen Informationen nicht mehr verarbeitet werden können. Die Folge davon ist psychischer Stress, der in Krankheitsbildern wie Panikattacken, Burnout, Angststörungen oder Depressionen münden kann. Doch auch psychosomatische Anzeichen wie Kreislaufbeschwerden, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Verdauungsprobleme, Magenbeschwerden oder Erkrankungen des Nervensystems können entstehen. 

Das passende Arbeitsumfeld für Hochsensible 

Schaut man sich die Vorzüge hochsensibler Menschen an und bedenkt, dass jede:r Fünfte hochsensibel ist, müssen sich Arbeitgeber bewusst sein, wie wertvoll diese Mitarbeitenden sind. Damit Hochsensible ihr volles Potential ausschöpfen können, braucht es jedoch das passende Arbeitsumfeld. Und das ist einfacher zu realisieren, als viele glauben: 

  • Flexible Arbeitsmodelle: 

    Hochsensible brauchen häufig Rückzugsmöglichkeiten, um der Reizflut zu entkommen. Deshalb profitieren sie besonders von flexiblen Arbeitsmodellen. Gleitzeit, um etwa die Pendlermassen in der Bahn zu umgehen, oder regelmäßige Home-Office-Tage für eine ruhige Arbeitsumgebung können dazu beitragen, dass Hochsensible ideal performen.  

  • Kleine Büros: 

    Für Hochsensible gibt es kein schlimmeres Arbeitsumfeld als das Großraumbüro. Dort, wo hunderte von Eindrücken in Sekundenschnelle auf sie hereinprasseln. Besser ist es also, kleine Büros zu schaffen, die sich nur wenige Mitarbeiter:innen teilen. Im Idealfall stehen Hochsensiblen Einzelbüros zur Verfügung oder die Option, im Home-Office zu arbeiten. 

  • Ruhezonen schaffen und Ruhezeiten akzeptieren: 

    Hochsensible brauchen Rückzugsmöglichkeiten, um sich den allgegenwärtigen Reizen zu entziehen und die Energiereserven wieder aufzuladen. Mit Ruhezonen können Arbeitgeber das Ganze unterstützen. Es reicht aber häufig schon, wenn das Umfeld akzeptiert und es nicht persönlich nimmt, dass der/die Mitarbeiter:in die Pause lieber alleine verbringt und sich manchmal einfach zurückzieht. 

  • Potentiale im Team nutzen 

    Hochsensible Mitarbeiter:innen gelten nicht nur als sehr teamfähig, sie wittern Konflikte bereits, bevor diese auftreten. Das macht sie zu unglaublich guten Mediatoren/Mediatorinnen und Beratern/Beraterinnen für Führungskräfte.  

  • Sachlichkeit und Fairness 

    Kritik an Hochsensiblen kann sehr destruktiv sein, wenn diese nicht sachlich geäußert wird. Mit konstruktivem Feedback können Hochsensible sehr gut umgehen. Sie setzen gewünschte Änderungen auch sehr schnell um. Doch sie legen einen großen Wert auf Gerechtigkeit und Sachlichkeit. 

Hochsensible Menschen sind eine Bereicherung für jedes Team, sofern man die passenden Rahmenbedingungen und Verständnis für sie schafft. Ihre besondere Begabung als Schwäche abzutun oder ihnen vorzuwerfen, sie seien weniger belastbar, ist ein Trugschluss. Im passenden Arbeitsumfeld, das Rückzugsmöglichkeiten bietet und in dem es zu keiner Reizüberflutung kommt, können Hochsensible enorm zum Erfolg eines Unternehmens beitragen. 

#Autor#

Vanessa Schäfer

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Vanessa arbeitete fast 7 Jahre als Head of Content bei kursfinder.de. Als kreativer Kopf hat sie mit ihrem Redaktionsteam redaktionelle Beiträge und Reports erstellt. Außerdem versorgte sie die Nutzer:innen des Portals mit Lesestoff rund ums Thema Weiterbildung und Berufsalltag durch den kursfinder-Newsletter und war zuständig für die Pressearbeit. (weniger anzeigen)

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Vanessa arbeitete fast 7 Jahre als Head of Content bei kursfinder.de. Als kreativer Kopf hat sie mit ihrem Redaktionsteam redaktionelle Beiträge und Reports erstellt. Außerdem versorgte sie die Nutzer:innen des Portals mit Lesestoff rund ums Thema Weiterbildung und Berufsalltag durch den kursfinder-Newsletter und war zuständig für die Pressearbeit.

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