Sabbatical: So klappt es mit der Auszeit

Auszeiten vom Job sind im Kommen – ein sogenanntes Sabbatical macht es möglich. Was sich hinter dem Trend verbirgt, welche Modelle es für ein Sabbatjahr gibt und welche Schritte Sie beim Wunsch nach einer beruflichen Auszeit beachten sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Sabbatical: So klappt es mit der Auszeit

Modelle, wichtige Planungspunkte und Checkliste für Ihr Sabbatjahr

Einmal um die Welt reisen, endlich die schon lange ins Auge gefasste Ausbildung zur Yogalehrerin machen, sich in Australien ehrenamtlich auf einer Koalabärenfarm engagieren: Die meisten von uns haben Träume, die sie gerne verwirklichen möchten, aber nicht wissen, wie. Ist man nach der Schule oder dem Studium erst einmal in Berufsleben angelangt, ist es schwer, sich für solche Projekte Zeit freizuschaufeln, ohne Existenzsorgen zu bekommen. Doch Ziele und Träume müssen nicht begraben werden. Auszeiten vom Job sind im Kommen – ein sogenanntes Sabbatical, auch als Sabbatjahr bekannt, macht es möglich. Was sich hinter dem Trend verbirgt, welche Modelle es gibt und welche Schritte Sie beim Wunsch nach einer beruflichen Auszeit beachten sollten, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Gründe, den Alltag mal für eine gewisse Zeit an den Nagel zu hängen, gibt es viele. Der eine will die Zeit für eigene Projekte, etwa einen Hausbau, nutzen. Die andere träumt von einem Tapetenwechsel. Mal geht es um mehr Zeit für die Familie, mal um soziales Engagement oder die Prävention eines Burnouts. Häufig verbirgt sich dahinter der Wunsch nach einer gesünderen Work-Life-Balance. Man kehrt dem Job für einen festgelegten Zeitraum den Rücken, um sich vorwiegend Dingen zuzuwenden, die mit persönlicher Entwicklung einhergehen. Dann kehrt man zurück zu seinen Aufgaben beim bisherigen Arbeitgeber. Was so leicht klingt, erfordert jedoch eine Menge Planung! Und diese trägt dazu bei, dass viele den Sabbatical-Gedanken schnell wieder verwerfen.

Dauer und Kosten

Neben einem Ziel für das Sabbatical ist es wichtig, sich Gedanken über dessen Dauer zu machen. Besonders beliebt ist ein ganzes Jahr, aber auch sechs Monate oder gar nur drei Monate sind denkbar. Allerdings verursacht ein Sabbatical auch Kosten, was in der Planung berücksichtigt werden muss. Laufende Kosten bleiben häufig bestehen, weitere kommen durch die Realisierung des Traums hinzu. Je nach Dauer und Ziel können Sie grob mit zwischen 15.000 und 30.000 Euro kalkulieren. Ihre Kosten können Sie im Vorfeld überschlagen. Hauen Sie noch einmal 20 Prozent on top – dann haben Sie eine gute Kalkulationsgrundlage.

Sabbatical: Welche Modelle gibt es?

Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Modellen, um ein Sabbatical zu beanspruchen. Hier gilt es zu schauen, welche Möglichkeiten Ihr Arbeitgeber einräumt. Im Wesentlichen unterscheiden sich die Modelle in Sachen Gehaltsfortzahlung und Sozialversicherung. Zu den gängigen Modellen gehören:

  • Inanspruchnahme von Sonderurlaub
    Dieses Modell ist nur für eine Auszeit von einer Dauer von bis zu vier Wochen möglich. Gehalt gibt es in der Zeit keines, die Sozialversicherungsbeiträge zahlt jedoch der Arbeitgeber weiter. Wer seinen Jahresurlaub an die vier Wochen dranhängt, kann damit eine Auszeit von rund zwei Monaten genießen.
  • Unbezahlte Freistellung
    Hierbei ruht das Arbeitsverhältnis. Der oder die Arbeitnehmende erhält in der Zeit kein Gehalt und muss sich selbst um die Sozialversicherung kümmern. Für das Unternehmen ist dies das günstigste Modell.
  • Teilzeitbeschäftigung bei 100 %
    Hierbei wird mit dem Arbeitgeber eine Teilzeitvereinbarung getroffen: Der oder die Mitarbeitende arbeitet allerdings weiterhin Vollzeit jedoch bei Teilzeitgehalt. Diese Zeit wird Ansparphase genannt, der dann die Freistellungsphase, das Sabbatical, folgt. In diesem wird der vom Arbeitgeber einbehaltene Lohn ausbezahlt. Zu beachten: Für dieses Modell muss der Betrieb mehr als 15 Mitarbeitende haben und der oder die jeweilige Mitarbeiter:in muss mindestens ein halbes Jahr im Unternehmen beschäftigt sein.
  • Lohnverzicht im Vorfeld
    Es ist auch möglich, sich sein Sabbatical über den Verzicht eines Teils des monatlichen Lohns zu finanzieren. So kann ein:e Mitarbeiter:in etwa sechs Jahre lang nur sechs Siebtel des Gehalts in Anspruch nehmen, um dann in der einjährigen Auszeit im Folgejahr das angesparte Geld als Lohn ausbezahlt zu bekommen. In diesem Fall ist die Sozialversicherung ebenso gesichert.
  • Nutzen des Arbeitszeitguthabens
    Diese Modell ist besonders beliebt: Mitarbeitende sparen über Jahre ihre Überstunden auf einem Arbeitszeitkonto an und feiern diese dann auf einen Schlag ab. Das Gute: Der oder die Auszeitnehmende bekommt den vollen Lohn und ist sozialversichert. Wichtig ist bei diesem Modell allerdings, dass die Arbeitszeiten im Vorfeld genau erfasst werden – bei Vertrauensarbeitszeit ist das nicht drin.
  • Nutzen eines Zeitwertguthabens
    In manchen Unternehmen ist es möglich, nicht nur die Überstunden, sondern auch Dinge wie Weihnachtsgeld, Boni oder nicht genutzte Urlaubstage auf einem Lebensarbeitszeitkonto anzusparen. Das muss jedoch im Arbeitsvertrag verankert sein. Zudem sollte sich der oder die Mitarbeiter:in mit einer zusätzlichen Vereinbarung gegen eine Firmenpleite absichern. Das Gute: Man erhält während des Sabbaticals den Gegenwert der Boni als Gehalt und bleibt sozialversichert.
  • Kündigung einreichen
    Das ist der wohl härteste und mutigste, aber dennoch kein seltener Weg: Wer sich beruflich neu orientieren möchte, kündigt häufig, macht dann ein Sabbatical als eine Art Selbstfindungsphase, um danach beruflich neu durchzustarten. Viele wagen den Weg in die Selbstständigkeit und nutzen die Auszeit, um dafür alles in die Wege zu leiten. Hierbei sollte man den Kostenpunkt nicht aus den Augen verlieren: Für das Sabbatical sollten nicht alle Ersparnisse genutzt werden – eine Firmengründung ist ebenfalls mit Kosten und Startkapital verbunden.

Die Vor- und Nachteile eine Sabbaticals

Ein paar Plus- und Minuspunkte haben Sie vielleicht schon aus den vorherigen Ausführungen herauslesen können. Bei der Entscheidungsfindung geht es darum, die Vor- und Nachteile gegenüberzustellen und sich zu überlegen, welche Seite für einen überwiegt.

Zu den Vorteilen gehört in erster Linie das Ziel, das Sie mit dem Sabbatical verbinden. Sei es eine Familienphase einzulegen, eine Weiterbildung zu absolvieren, als Globetrotter unterwegs zu sein, seine Zeit ehrenamtlich zu investieren oder sich beruflich neu zu orientieren, womöglich gar selbstständig zu machen. Für all diese Dinge schafft die Auszeit den zeitlichen Rahmen. Sie sorgt für Erholung und macht Selbstverwirklichung möglich – und das auf einem finanziell weichen Polster. Denn trotz langer Auszeit können Sie bei den meisten Modellen einfach wieder zurück in Ihren alten Job treten.

Der Schattenseiten sollte man sich bei der Entscheidungsfindung ebenfalls bewusst sein. In der Regel geht ein Sabbatjahr mit einem geringeren Einkommen und damit einem geringeren Lebensstandard einher. Hinzu kann hier einer mögliche Fehlkalkulation Ihrer Kosten während des Sabbaticals kommen. Deshalb lieber von vornherein einen Zuschlag von 20 Prozent einplanen – damit wird die Sache realistischer. Auch über die Zeit danach lohnt es sich, im Vorfeld nachzudenken. Neben Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg kann eine längere Auszeit zu einem Karriereknick führen und langfristig unter Umständen sogar mit einem Jobverlust einhergehen.

Wie bei der Planung vorgehen?

Wenn Sie mit einem Sabbatical liebäugeln, sollten Sie etwa sechs bis zwölf Monate vorab das Gespräch mit Ihrer Führungskraft suchen. Die Vorlaufzeit ist notwendig. Zum einen geht es um die Vertretung während Ihrer Abwesenheit. Zum anderen sind, sofern kein Arbeits- oder Tarifvertrag den Umgang mit einer Auszeit regelt, arbeitsvertragliche Vorkehrungen zu treffen. Wichtig ist es, in dieser Vereinbarung auch Regelungen zum Rückkehranspruch in die gleiche und nicht nur in eine gleichwertige Position sowie das Verbot einer betriebsbedingten Kündigung während der Abwesenheit aufzunehmen.

Wichtige Punkte in der Vereinbarung:

  • Beginn und Dauer des Sabbaticals
  • Dokumentation der aktuellen Aufgaben
  • Lohnzahlung während des Sabbaticals
  • Regelungen zur Sozialversicherung
  • Verrechnung von Krankheitstagen während der Freistellung
  • Regelung zu freiwilligen, betrieblichen Leistungen, z.B. betriebliche Altersvorsorge
  • Kündigungsschutz
  • Regelungen zur Rückkehr an den Arbeitsplatz

Checkliste für eine gelungene Auszeit

Neben der Planungen am Arbeitsplatz gibt es noch weitere Punkte, die man bei der Planung eines Sabbatjahres berücksichtigen sollte. Unsere Checkliste dient zur Orientierung:

  • Ist die Finanzierung der Auszeit geklärt?
  • Sind mit Ihrem Arbeitgeber alle Vereinbarungen schriftlich festgehalten?
  • Bei einem Travel and Work: Haben Sie eine verbindliche Zusage der Organisation?
  • Wie steht es um Ihre Sozialversicherung? Müssne Sie sich selbst kranken- und rentenversichern? Sind (bei einem Auslandsaufenthalt) Impfungen notwendig?
  • Was passiert mit Ihrer Wohnung? Wollen Sie diese untervermieten? Wer kümmert sich um die Post und Pflanzen während der Abwesenheit?
  • Welche Versicherungen können Sie während des Sabbaticals pausieren, welche müssen weiterhin finanziert werden?
  • Haben Sie alle notwendigen Dokumente, Reisepass, Flüge, Visa, Unterkünfte etc. auf dem aktuellsten Stand und griffbereit?
  • Wenige Wochen vor dem Wiedereinstieg sollten Sie sich mit Vorgesetzten und Kolleg:innen austauschen, um über den aktuellen Stand Ihres Arbeitsumfeldes informiert und für den Start vorbereitet zu sein.

Wenn ein paar Punkte berücksichtigt werden, steht einem Sabbatjahr nicht mehr viel im Weg. Wichtig ist, dieses Sabbatical ausgiebig zu planen, um keine bösen Überraschungen zu erleben. Dann können Sie sich voll und ganz auf Ihre Auszeit und Ihre persönliche Weiterentwicklung konzentrieren.

#Autor#

Vanessa Schäfer

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Vanessa arbeitete fast 7 Jahre als Head of Content bei kursfinder.de. Als kreativer Kopf hat sie mit ihrem Redaktionsteam redaktionelle Beiträge und Reports erstellt. Außerdem versorgte sie die Nutzer:innen des Portals mit Lesestoff rund ums Thema Weiterbildung und Berufsalltag durch den kursfinder-Newsletter und war zuständig für die Pressearbeit. (weniger anzeigen)

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Vanessa arbeitete fast 7 Jahre als Head of Content bei kursfinder.de. Als kreativer Kopf hat sie mit ihrem Redaktionsteam redaktionelle Beiträge und Reports erstellt. Außerdem versorgte sie die Nutzer:innen des Portals mit Lesestoff rund ums Thema Weiterbildung und Berufsalltag durch den kursfinder-Newsletter und war zuständig für die Pressearbeit.

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